Review: Yatteranneeze!

You turn my head when you turn around
You turn the whole world upside down
I'm smitten i'm bitten i'm hooked i'm cooked
I'm stuck like glue!
You make me hungry for you
Everything you do is simply dreamy
Everything you do is quite delicious
Why can't I be you?

(The Cure)

Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder entschieden ein Review über ein Manga zu schreiben, das noch nicht in Deutschland und noch nicht einmal in englischer Sprache erschienen ist. Das hat natürlich einen guten Grund. Yatteranneeze! ist in meinen Augen etwas ganz Besonderes. Aber wenden wir uns erstmal der story zu:

Fujimoto Hiroya ist der beste Schüler seiner Klasse und der Vizepräsident des Schülerrates. Eigentlich besteht sein ganzes bisheriges Leben nur aus Lernen und er hat so gute Noten, dass alle davon ausgehen, dass er es an die Todai (Tokyo Daigaku, Japans angesehendste Elite-Uni) schaffen wird. Seine ehrgeizigen Eltern legen sehr viel Wert auf Leistung und sind natürlich stolz auf ihren erfolgreichen Sohn.

Hiroyas Einstellung ändert sich jedoch kurz vor den Sommerferien zwischen dem ersten und zweiten Oberstufenjahr. Er hat plötzlich das starke Gefühl, dass er sein Leben wegwirft, indem er ständig hinter dem Schreibtisch und vor aufgeschlagenen Büchern sitzt. An der Schule bewundern ihn zwar einige für seine guten Leistungen, aber beliebt ist er nicht. Er hat so gut wie keine Freunde und hatte in seinem ganzen Leben noch nie wirklich Spaß. Dinge, die für andere selbstverständlich sind, wie sich abends mit Freunden treffen, Billiard spielen oder Karaoke singen, hat er noch nie erlebt. Vor allem aber wünscht er sich eine lockerere, aufgeschlossene Art seinen Mitschülern gegenüber. Ganz so, wie der gutaussehende Schul-Playboy Takashi Masaki. Dessen Noten lassen zwar sehr zu wünschen übrig, aber er ist gut in allen Sportarten und seine Mitschüler lieben es, um ihn herum zu sein und mit ihm Spaß zu haben.

Hiroyas Entschluss steht fest: Er will so werden wie Masaki und diesen als seinen Freund gewinnen. Um jeden Preis. Gleich zu Beginn der Ferien lässt er sich deshalb die Haare abschneiden und heller färben, um Masaki, der seine Haare blond trägt ähnlicher zu sein. Er hat sogar das Glück von einem begabten jungen Friseur namens Chisato bedient zu werden, der das Beste aus seinem Typ macht. Als er den Friseur-Salon mit gesteigertem Selbstbewusstsein verlässt, läuft er Masaki geradewegs in die Arme. Er begrüßt diesen freudig-überrascht, doch Masaki scheint sich nicht einmal an Hiroya zu erinnern, obwohl er eine Schule mit diesem besucht. Hiroya gibt trotzdem noch nicht auf und bittet Masaki den Tag mit ihm zu verbringen und ihm beim Einkauf von Kleidung zu beraten. Masaki willigt sogar ein und scheint sich einigermaßen zu amüsieren.

Hiroyas Hoffnung, dass sie sich anfreunden könnten wächst, als Masaki einen Kinobesuch am nächsten Tag vorschlägt. Voller Vorfreude wartet er vor dem Kino. Doch enttäuscht muss er schließlich einsehen, dass Masaki ihn versetzt hat, oder wahrscheinlich nie vorhatte zu kommen. Ganz offensichtlich hat er sich nur über ihn lustig gemacht. Vor Enttäuschung klappt Hiroya in der Hitze zusammen und wird von dem jungen Friseur aufgesammelt und in dessen Wohnung gebracht. Er bestellt seinen kleinen Bruder nach Hause, damit dieser auf Hiroya aufpasst. Und dieser entpuppt sich ausgerechnet als Masaki!

Natürlich ist Hiroya erst wütend auf ihn und Masaki hat nicht die geringste Lust sich weiter mit ihm abzugeben, aber Hiroyas Wunsch sich zu verändern siegt schließlich über seinen Stolz. Er bittet Masaki ihm beizubringen, wie man mehr so wird wie er. Wenig begeistert willigt Masaki schließlich ein und nimmt Hiroya fortan unter seine Fittiche. Dieser ist allerdings kein einfacher Schüler und ganz im Gegensatz zum Schulstoff hat er mit allen praktischen Dingen wie Billiard oder Bowling riesige Probleme, so dass er kaum Fortschritte macht.

Masaki zeigt ihm allerdings auch noch ganz andere Dinge. Ihm macht es Spaß hin und wieder mit Hiroya „herumzualbern“, wie er es nennt, und ihm dabei einen runter zu holen, oder sich von ihm befriedigen zu lassen. Er erklärt dem unerfahrenen Hiroya, dass Jungen das miteinander machen und, dass es sozusagen zum cool sein dazugehört. Hiroya ist zwar nicht ganz wohl bei der Sache, aber da er viel zu froh ist, dass Masaki sich um ihn kümmert, macht er mit.

Tatsächlich ist Masaki jetzt sogar hin und wieder nett zu ihm. Er greift jedoch nicht ein, als seine Freunde sich über Hiroya lustig machen und lässt ihn manchmal auch einfach stehen. Andererseits verteidigt er ihn vor Saita, einem älteren Mann, mit dem Masaki eine Sex-Beziehung hat und der reges Interesse für Hiroya entwickelt.

Ganz lange ist überhaupt nicht klar, wie Masaki sich Hiroya gegenüber fühlt. Spielt er mit ihm oder entwickelt er wirklich langsam Gefühle für den naiven und unschuldigen Jungen, der ganz anders ist, als er selbst? 

Yatteranneeze! ist dadurch so besonders, dass es die Entwicklungen nicht überstürzt. Die Figuren wirken glaubwürdig und lebensecht und oft nicht leicht durchschaubar. Aber genau das macht natürlich den Reiz der story aus. Sie ist sehr viel weniger vorhersehbar, als man es von Mangas oft gewöhnt ist und verläuft auch nicht so schnurgerade in eine Richtung. Außerdem werden hier Themen angesprochen, die in Shonen-Ai Mangas sonst oft unter den Tisch fallen. HIV/Aids spielt eine Rolle, ebenso wie die Tatsache, dass Schwule immer noch oft ausgegrenzt werden, wenn sie zu ihrer Homosexualität stehen. Das Problem des coming-out wird thematisiert, ebenso wie die Schwierigkeit überhaupt erstmal herauszufinden, welche Art von Sexualität man selbst eigentlich hat. Zweifel und Ängste, die oft nur nebensächlich thematisiert werden, stehen hier im Mittelpunkt und werden sehr einfühlsam beschrieben. Da ich schon langsam von der „Friede Freude Eierkuchen Welt“ die in Shonen-Ai Mangas oft dargestellt wird genervt war, kam Yatteranneeze! für mich genau zum richtigen Zeitpunkt. Bei vielen Mangas könnte man ja fast die Tatsache vergessen, dass es meist alles andere als einfach ist, herauszufinden, dass man schwul ist und dann auch noch dazu zu stehen.

Ein weiterer Grund den Manga zu mögen, ist die interessante side-story zwischen Masakis großem Bruder Chisato, mit dem er zusammen lebt und dessen langjährigem platonischen Freund Saita, der ein Verhältnis mit Masaki hat, obwohl er eigentlich schon seit zehn Jahren rettungslos in Chisato verliebt ist.

Yatteranneeze! ist eine Zusammenarbeit der Autorin Koh Akizuki und der Zeichnerin Mieko Koide. Die Zeichnungen finde ich persönlich hübsch, wenn auch nicht herausragend. Die gute Geschichte entschädigt jedoch für den eher gewöhnlichen Stil. Wie bereits erwähnt, wurde der Manga weder in deutscher noch in englischer Sprache veröffentlicht. Dank der Scanlationgroup doki doki gibt es jedoch zumindest Scanlations in englischer Sprache. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch bei Sisilia für den guten Tip bedanken.

 

 

  General Info

 

Japanischer Titel: Yatteranneeze
Mangaka: Koh Akizuki/Mieko Koide
Sprache: japanisch
Verlag: Japan: Chara Comics
Bände:  7
Scanlations: Doki Doki
Shonen-Ai-Meter: (7)