Review: Sakura-Gari Strawberries, cherries and an angel's
kiss in spring (Nancy Sinatra)
Wir schreiben das Jahr 1920 in Tokio. Der Schüler
Masataka Tagami kommt in die Hauptstadt, um die höhere Schule zu besuchen.
Als Famulus will er bei einer Familie unterkommen, für die sein Vater ihm
ein Empfehlungsschreiben mitgegeben hat. Ein Famulus hilft im Haus und
bekommt dafür einen Schlafplatz und Verköstigung. Gleich nach seiner Ankunft
muss er mit ansehen, wie eine alte Frau beinahe von einem zu schnell
fahrenden Auto erfasst wird. Masataka, der einen ausgeprägten
Gerechtigkeitssinn hat, kümmert sich um die Frau und schimpft auf den
Fahrer. Dieser hält tatsächlich an und zu Masatakas Überraschung gibt ihm
der junge un
Von der alten Frau, der er geholfen hat, erfährt Masataka,
dass Souma in Tokio die „westliche Puppe“ genannt wird, da er Halbjapaner
ist und für seine Schönheit bekannt.
Es stellt sich schließlich sogar heraus, dass auch
Masataka nicht in allem ehrlich zu Souma war, als er ihm von seinem
harmonischen Familienleben erzählte. Er selbst wurde als kleiner Junge von
einer Familie adoptiert, nachdem seine Eltern ihn und seinen Bruder
weggegeben haben. Auch wenn er mit seiner Familie im Grunde Glück gehabt
hat, fühlt er sich nicht wirklich zu ihr zugehörig und kann deren kleinen
Sohn, der ihn bewundert, nicht wirklich als Bruder anerkennen, da er das
Gefühl hat, benachteiligt zu werden. Sein leiblicher Bruder Takafumi
Matsushita hingegen ist ihm nach Tokio gefolgt und fordert ihn auf, ihm Geld
zu leihen, da er jetzt Anstellung bei einer reichen Familie hat. Souma kommt
ihm zur Hilfe und Masataka erzählt ihm die wahre Geschichte. Auch sonst kommen sich Souma und Masataka immer näher. Souma ist beeindruckt von Masatakas offener und herzlicher Art. Masataka lässt keine Gelegenheit aus, um ihm einen Gefallen zu tun. Er bringt ihm Kroketten mit und liest ihm abends vor, damit er besser einschlafen kann. Wenn sich die Gelegenheit bietet, nähert Souma sich ihm auch körperlich und versucht ihn zu verführen. Masataka ist jedoch zu unschuldig, um die Bedeutung dessen ganz abzuschätzen, auch wenn ihn Soumas Berührungen nicht kalt lassen. Seine Bewunderung scheint dennoch platonischer Art zu sein. Souma weiß Masatakas Treue immer mehr zu schätzen, denn als Halbjapaner hat er bei den anderen Adeligen Tokios einen schweren Stand, seit er die Leitung der Handelsgesellschaft von seinem vatr übernommen hat. Dann ereignet sich eine Katastrophe im Hause Saiki. Das Lagerhaus brennt ab und dabei kommt Terashima ums Leben. Masataka gelingt es, Soumas Schwester Sakurako zu retten. Von da an verdichten sich jedoch die Ereignisse und Souma gerät sogar in Verdacht, am Tod von Terashima und einem weiteren Mitarbeiter schuldig zu sein. Masataka hält weiter zu ihm und die Beziehung der beiden wird enger, bis etwas Schlimmes geschieht… Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich Yuu Warase äußerst dankbar dafür bin, dass sie tatsächlich einen Shonen-Ai Manga gezeichnet hat. Ihr Zeichenstil hat mir schon immer sehr gut gefallen und ihr Artwork gehört zu meinen absoluten Favoriten. Ich habe früher sogar versucht, ihre Serien „Ayashi no Ceres“ und“ Fushigi Yuugi“ zu lesen, habe aber jeweils nach dem ersten Band aufgegeben, weil mich die story nicht interessiert hat, beziehungsweise weil mir Miaka unglaublich auf die Nerven ging. In ihren bisherigen Werken gab es manchmal leichte Shonen-Ai Andeutungen, wie zum Beispiel Hotohori und Nuriko in „Fushigi Yuugi“. Dass sie sich wirklich entschieden hat, Shonen-Ai zu zeichnen, war für viele ihrer Fans eine große Überraschung und für Shonen-Ai Fans eine extrem gute Nachricht. Die Idee dazu entstand interessanterweise schon 14 Jahre vor dem Erscheinen des ersten Bandes aus einer Parodie, die eine Mitarbeiterin auf Watrases Figuren entwarf. Diese wurde natürlich immer wieder abgewandelt, bis es zu der Geschichte von Sakura-Gari kam. Interessanterweise hat sie Sakura-Gari sogar aus vollkommen eigenem Antrieb gezeichnet, da sie noch keinen Verlag für die story hatte, als sie damit begann. Nach eigener Aussage hat es ihr viel Spaß gemacht, einen Manga ganz ohne Druck und ganz nach ihrem eigenen Geschmack zu entwerfen. Nachdem sie sich sogar zuerst entschieden hatte, Sakura-Gai nur als Doujinshi zu veröffentlichen, kam er dann noch in der neu gegründeten Zeitschrift „Rinka“ unter. Zum Glück für uns, denn sonst wäre er wahrscheinlich gar nicht auf dem deutschen Markt erschienen. Es ist wirklich ein Genuss, Wateses wunderschöne Zeichnungen in einem Shonen-Ai Manga genießen zu können. Bei ihr wird fast jede Seite zu einem Kunstwerk. Hintergründe sind liebevoll und detailliert ausgestaltet, jeder einzelne Charakter ist einzigartig und sie schafft es wunderbar, die Stimmung eines Tokio in den zwanziger Jahren einzufangen. Häuser, Kleidung und Autos sind dem Flair dieser Zeit angepasst, wenn auch, wie sie selbst sagt, vielleicht nicht immer ganz realistisch. Ganze Panels geben Gärten, Zimmer oder Architektur wider. Das Bild der zwei Liebenden über dem Kirschbaum auf Seite 40 bildet für mich einen der Höhepunkte des Mangas. Auch die story ist gut durchdacht und tiefschürfend. Besonders der zwielichtige und undurchschaubare Charakter von Souma Saiki macht den Manga interessant. Bis zum Schluss des ersten Bandes bleibt unklar, was seine wahren Ziele und Beweggründe sind. Auch seine geheimnisvolle und hinterlistige Schwester Sakurako finde ich äußerst spannend. Sakur-Gari ist sehr viel ernster als man es von Yuu Watases anderen Werken, besonders „Fushigi Yugi“ gewohnt ist. Die Charaktere sind sehr düster und sie schreckt wie schon beschrieben auch vor sehr harten Szenen nicht zurück, wodurch sich der Manga eher an ein älteres Publikum richtet. Wer mal wieder eine weniger seichte Shonen-Ai Geschichte lesen möchte, in der es nicht ausschließlich um das Hin und her und die Missverständnisse zwischen zwei Hauptcharakteren geht, ist bei Sakura-Gai genau richtig. „Sakura“ bedeutet übrigens Kirsche oder Krischblüte und „Gari“ kann man mit Eigennutz oder Selbstsucht übersetzen.
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