Review: Pure Love

It's a funny way, to make ends meet,
when the lights are out on every street,
It feels alright, but never complete,
without joy,
(The Gossip)

“Pure Love” ist eine Sammlung von Shonen-Ai –Stories aus pure loveKorea. Da ich kein großer Fan von Kurzgeschichten bin, waren meine Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt. Allerdings fand ich es interessant, durch „Pure Love“ einen Einblick in die Shonen-Ai Manhwa Szene aus Korea zu bekomme, da von dort noch immer relativ wenig zu uns herüber kommt. Mir gefällt der koreanische Zeichenstil, der sich oft deutlich vom Japanischen unterscheidet. Die Figuren wirken oft noch filigraner und etwas kantiger, während die Augen häufig besonders betont werden. Besonders schön finde ich es, dass auf den ersten sieben Seiten Farbillustrationen von jeder Mangaka abgebildet sind. „Pure Love“ enthält sechs Kurzgeschichten, die natürlich allesamt von Liebe und Beziehungen handeln, aber völlig unterschiedliche Herangehensweisen aufweisen. Das einzige Verbindende ist, dass es immer um Männer geht.

Die erste Geschichte „Mondscheinnächte sind lebensgefährlich“ von Hye-Jin Shim greift das Thema Werwölfe auf. Yoons Mitbewohner Eun-Hui war bisher eigentlich ein ganz normaler Junge. Seit einiger Zeit jedoch hat er sich seltsam verändert. Er mag nur noch Fleisch, seine Zähne sind spitzer geworden und eines Nachts fällt er plötzlich über Yoon her, als wolle er ihn mit Haut und Haaren verschlingen. Nicht nur Kenner des Fantasy-Genres haben wahrscheinlich längst erkannt, dass sich Eun-Hoi in einen Werwolf verwandelt hat. Yoon fühlt sich in seiner Gegenwart nicht mehr sicher und schließt nachts seine Zimmertür ab, während Eun-Hoi sich keiner Schuld bewusst zu sein scheint. Auch wenn Yoon nicht auf den wirklichen Grund von Eun-Hois Veränderung kommt, macht er sich Sorgen um ihn. Und das nicht unberechtigt, wie sich herausstellt, denn als er eines Tages nach Hause kommt, hat Eun-Hoi scheinbar einen Mord an einer jungen Frau begangen, die ihn verführen wollte. Yoon will ihm helfen, aber da steht die junge Dame plötzlich wieder auf. Langsam wird klar, zu was Eun-Hoi geworden ist. Wie wird das die Freundschaft der beiden jungen Männer beeinflussen? Vor allem da Eun-Hoi mit seiner neuen Identität scheinbar auch seine Leidenschaft für Yoon entdeckt hat?pure love

Der Zeichenstil von „Mondscheinnächte…“ ist scharf und detailliert und gefällt mir sehr gut, während die story mich eher gelangweilt hat.
In der zweiten Geschichte „Get real“ von Ye-Ri Na geht es um Ji-Soo und seinen acht Jahre jüngeren Liebhaber Jun-Young. Ji-Soo fühlt sich schon seit einiger Zeit nicht mehr wirklich wohl in der Beziehung, da Jun-Young ihn zu sehr beansprucht und ihn mit seinen sexuellen Bedürfnissen auslaugt. Ji-Soo spürt, dass der andere sich von ihm zurückzieht und auch den Sex mit ihm nicht wirklich genießen kann. Er bemüht sich darum, ihn zu halten, aber als jemand aus Jin-Soos Vergangenheit auftaucht, der ihm offenbar viel eher das geben kann, was er braucht, wird es für Jun-Young schwer.

Ich finde es lobenswert, dass in „Get real“ relativ realistische mögliche Probleme einer schwulen Beziehung dargestellt werden.  Natürlich kann das Thema in der Kürze der Zeit nicht wirklich eingehend behandelt werden.
„Endless Night“ von Hyeon-Sook Lee ist eine ungewöhnlich ernste Geschichte. Joshua wurde adoptiert und wird von seinem Adoptivvater sexuell missbraucht. Auf der Straße beobachtet er den gleichaltrigen Demian, der Mitglied einer Straßengang ist und sich trotz seiner zarten Gestalt und seines beinahe elfenhaften Äußeren durchsetzen kann. In einem Gespräch erzählt er Joshua, dass er seinen Vater umgebracht hat, weil seine Mutter es ihm befahl. Als Joshua wieder einmal von seinem Vater missbraucht wird, taucht Demian auf, um auch diesen zu töten. Aber existiert er wirklich? Oder ist er ein Alter Ego von Joshua selbst?

„Jardin de chouette“ von Hye-Jin Kang spielt in einem französischen Fürstenhaus des 18. Jahrhunderts. Louis, der Sohn des Herzogs und Phillip der Sohn von dessen zweiter Frau, stehen seit dem Tod ihrer Eltern unter der Aufsicht von Louis‘ Großmutter. Da Phillips Mutter im Verdacht steht, eine Konkubine zu sein, ist sein Stand am Hof schwer. Als die beiden gemeinsam in einer Kutsche reisen geschieht ein Unfall bei dem Louis verletzt wird und Phillip gerät in Verdacht, der Attentäter zu sein, obwohl die beiden eigentlich eine Liebesbeziehung haben. Diese Geschichte fand ich so verwirrend, dass ich auch nach mehrmaligem Lesen die Zusammenhänge nicht wirklich verstanden habe.
In „dennoch“ von Si-Young Lee geht es um den verheirateten K, der in den 20er Jahren in Japan der männlichen Konkubine Huyuki verfällt und darüber fast den Verstand verliert, weil Huyuki ihm niemals wirklich gehören kann.  Sein Herz gehört nämlich längst einem anderen und zwar dem kranken Haruki, der ebenfalls als Konkubine gearbeitet hat, diesen Beruf aber jetzt nicht mehr ausüben kann. Huyuki bittet den politisch einflussreichen K, sich für Haruki einzusetzen und ihm eine Stellung im Außenministerium zu besorgen. Als sich herausstellt, dass Haruki eigentlich ein Aktivist der koreanischen Freiheitsbewegung ist und Ka unter Verdacht gerät, schwört er Rache.

In „Lunch“ von Yu-Ha Shin geht es um Eun-Hyeok, der bei einem Paketdienst arbeitet. Zu seinen Kunden gehört auch der zurückgezogen lebende Da-Yun, der Eun-Hyeoks Gedanken oft beschäftigt. Da er das Gefühl hat, dass sich jemand um Da-Yun kümmern muss, kocht er ihm fortan das Essen. Irgendwann findet er heraus, dass Da-Yun sich vor der Dunkelheit fürchtet und auch unter anderen Ängsten leidet. Er macht es sich zur Aufgabe ihm zu helfen und ihm ein normales Leben zu ermöglichen.

In „Sanctuary“ von Ju-Yeon Rhim geht es um einen jungen Krieger, der während eines hundertjährigen Krieg in ein fast verlassenes Dorf kommt, wo er auf einen Mann trifft, den er aus seiner Vergangenheit zu kennen scheint. Die beiden nähern sich einander an, aber ihre Beziehung umgibt ein Geheimnis. Erst als ich die author’s notes zu dem Manwha gelesen habe wurde mir bewusst, dass es sich um eine mystische Geschichte um Alexander den Großen und die hängenden Gärten von Babylon handelt. Auch hier hat mich die Geschichte wieder mehr verwirrt als alles andere.

Wie leicht zu erkennen, befassen sich die Geschichten in „Pure Love“ mit sehr unterschiedlichen und häufig eher ernsten Themen. Dennoch besteht bei allen das Problem, dass sie ihrer Thematik nicht wirklich gerecht werden können, da die Geschichten zu sehr komprimiert sind. Man kann den Geschichten nicht vorwerfen klischeehaft zu sein, alle Zeichner haben sich darum bemüht, komplexe Szenarien zu erschaffen, sie wirken jedoch manchmal etwas aus dem Zusammenhang gerissen oder unvollständig, so dass man sich häufig beim Lesen stark konzentrieren muss. Dennoch ist „Pure Love“ auf jeden Fall denen zu empfehlen, die von seichten Shonen-Ai Geschichten genug haben.
Interessant sind die eleganten und anmutigen Zeichenstile, die sich sehr stark voneinander unterscheiden und alle eine sehr eigene Note aufweisen.

 

  General Info

 

Koreanischer Titel: Pure Love- Boys Love
Mangaka: Shim HYe-jin, Na Ye-re, Lee Hyeon-sook, Kang Hye-jin, Lee Si-young, Shin Yu-ha, Rhim Je-yeon
Sprache: deutsch
Verlag: Korea: Daewon C.I. Inc 2007
Deutschland: Tokyopop 2009
Bände: 1
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Shonen-Ai-Meter: (7)