Review: Prince of Monster


Mass so big it can swallow
Swallow her whole star intact
Call me 'evil' call me 'tide is on your side'
Anything that you want
Anybody knows you can conjure anything
By the dark of the moon

(Tori Amos)

Eins gleich vorweg: „Prince of Monster“ hat mit den meist eher seichten und humorvollen Shonen-Ai Geschichten, die wir auf dem deutschen Markt gewohnt sind, nichts gemein. Sowohl die Sprache des Mangas, als auch die Zeichnungen sind düster, mystisch und nicht selten auch blutig und brutal. „Prince of Monster“ ist im Horror-Genre anzusiedeln und meines Wissens der erste Shonen-Ai Band in Deutschland aus diesem Bereich. Der Einzelband enthält mehrere in sich abgeschlossene Kurzgeschichten.

In der ersten „Hymn sanbika“ geht es um einen ebenso schönen wie grausamen König, der von seinem Gefolgsmann Yuri ein Auge verlangt, um sich dessen Loyalität zu vergewissern.  Yuri opfert ihm dieses Auge, obwohl er weiß, dass der König nachts zu einem Dämon wird, der seine Untertanen heimsucht und sich von ihnen ernährt. Auch Yuris Schlafgemach besucht er Nacht für Nacht, ohne ihm jedoch etwas anzutun. Er tötet jedoch eifersüchtig die Frauen, mit denen Yuri das Bett teilt.

Eines Tages erscheint ein junger Priester im Schloss, der gerufen wurde, um einen Dämon, der hier sein Unwesen treiben soll, zu beseitigen. Sein Verdacht fällt auf Lord Yuri, da er glaubt, in dessen Auge etwas Dämonisches wahrzunehmen.  Yuri versucht den jungen Priester dazu zu bewegen, wieder zu gehen. Aber war er es vielleicht sogar selbst, der ihn gerufen hat, um sich ein für alle Mal von dem bildschönen Monster zu befreien, dem er die Treue geschworen hat? Oder ist er tatsächlich ein loyaler Diener seines Herrn?

In der zweiten Geschichte „Killing Moon“ reist der junge Satoshi in das Haus seiner verstorbenen Schwester, um ihren Nachlass zu verwalten. Sunako ist offenbar von einem wilden Tier gerissen worden, so heißt es. Dasselbe Schicksal ereilte ihren Mann nur zwei Monate zuvor. In der Villa trifft Satoshi auf die androgyne Fumio und das hübsche Nachbarsmädchen Mariko, die ganz offensichtlich an Fumio interessiert ist.
Satoshi weiß, dass seine Schwester lesbisch war und ein Verhältnis mit Fumio hatte, die sie als Waisenkind in ihr Haus aufgenommen hat. Er verurteilt Fumio dafür nicht, sondern möchte, dass es ihr gut ergeht.
Sunako wurde allerdings, wie der Leser erfährt vom Wolf gerissen, der Fumios Gestalt angenommen hat. Fumio ist besessen vom Wolf, den es nach Liebe dürstet und der von der Liebe und Bewunderung der Menschen genährt wird. Er nimmt für jeden die Gestalt des Menschen an, den derjenige am meisten liebt und begehrt und er verschlingt jeden, der sich Fumios Liebe in den Weg stellt. Fumio liebt schon seit längerer Zeit Mariko, kann dieser jedoch ihre Gefühle nicht gestehen, da Mariko sie für einen Mann hält. Wen wird der Wolf als nächstes reißen?

In „Life oft he Machine“ geht es um den hochintelligenten und arroganten Professor Takane Koreya. Dieser hat von den Menschen um ihn herum, die ihn von seiner Arbeit ablenken und in sinnlose Gespräche verwickeln wollen so sehr genug, dass er eine mechanische Puppe erschafft, die sein genaues Ebenbild ist und ihn bei solchen unliebsamen Verpflichtungen vertreten soll.
Seinem jungen Geliebten Kanbayashi offenbar er sogar, dass die Maschine ihn auch beim Sex mit ihm hin und wieder vertreten wird. Kanbayashi beteuert, dass es ihm mit der Kraft der Liebe immer gelingen wird, Koreya von seiner Puppe zu unterscheiden.
Bei Empfängen fällt es niemandem auf, dass es nicht mehr der echte Koreya ist, der sich unter die Gäste mischt und Koreya genießt zunächst sein neues, freieres Leben. Da er den Ehrgeiz hat, dass die Puppe wirklich nicht mehr von ihm zu unterscheiden sein darf, befiehlt er der Puppe sogar, seine eigenen Reaktionen nicht nur nachzuahmen, sondern sie vorauszusehen. Die Puppe imitiert ihn irgendwann jedoch so perfekt, dass Koreya fürchtet, sie könne ihn tatsächlich ersetzen. Als sie ihn auch im Bett mit Kanbayashi so gut vertritt, dass sie selbst hier seine Reaktionen voraus sieht, wird Koreya unruhig. Welche Existenzberechtigung hat er selbst noch, wenn er vollständig von einer Puppe ersetzt werden kann? Von einer Puppe, die nun sogar behauptet, dass er selbst die Puppe sei?


In der Geschichte „Prince of Monster“ geht es um einen jungen, sehr gütigen Prinzen, der jedoch als „Prinz der Teufel“ bezeichnet wird, da er blutrote Augen hat. Sein älterer Bruder hat ihn deswegen in einen hohen Turm gesperrt, obwohl er selbst nur ein Bastard des verstorbenen Königs ist. Es stellt sich allerdings heraus, dass sein Bruder dies nur tat, um ihn zu beschützen. Liebend gerne würde er den Prinzen glücklich und auf dem Thron sehen.  Er muss ihn jedoch vor ihrem herrschsüchtigen Onkel beschützen, der bösartige Gerüchte über den Prinzen im Land verbreitet.
Der Berater des Königs, „die Krähe“ rät dem eingesperrten Prinzen schließlich, sich von dem Turm zu stürzen, um den gewalttätigen Übergriffen seines Onkels zu entgehen. Der Prinz folgt diesem Rat, stürzt sich zu Tode und kehrt tatsächlich als Prinz der Teufel zurück, der Menschen verschlingen muss, um seine Gestalt zu bewahren.
Er rächt sich an seinem Onkel, so dass sein älterer Bruder den Thron besteigen kann. Dieser hält zu dem Prinzen und glaubt an seine gute Seele, selbst als der Prinz droht, als nächstes seine Königin zu verschlingen. Kann es für die beiden wirklich ein gutes Ende geben, wie es für Prinzen in Märchen üblich ist?

Die letzte Geschichte ist die einzige, die in der Realität spielt und nicht von Fantasiewelten- oder gestalten handelt. Hier geht es um den jungen Asou, der ein Verhältnis mit seinem charismatischen Vorgesetzten Keisuke Mizuhara hatte. Er beendete das Verhältnis als er heiratete aber dennoch kann er die Leidenschaft nicht vergessen und das Feuer, das Mizuhara in ihm entfachte. Mizuhara ruft ihn zu sich, als Keisuke erfahren hat, dass er Vater werden wird und es wird schnell klar, dass das Verlangen der beiden noch nicht abgekühlt ist. Keisuke kann sich dem rauen Charme seines Chefs auch jetzt nicht entziehen.

Auch wenn ich nicht gerade zimperlich bin, was Gruselgeschichten anbetrifft und auch gerne Horrofilme sehe, muss ich doch sagen, dass ich einige der Geschichten in „Prince of Monster“ ziemlich schaurig fand. Besonders „Killing Moon“ und „Life oft he Machine“ haben bei mir einen Nerv getroffen, weniger weil ich sie so gruselig fand, sondern eher weil mich die verstörende Abgründigkeit dieser Geschichten in ihren Bann gezogen hat. Fast alle Geschichten in „Prince of Monster“ haben etwas Bedrückendes und Melancholisches, weil gerade die Monster oft sehr mitleiderregende Kreaturen sind. Die Zeichnungen von Modoru Motoni haben mich beeindruckt. Man merkt auf den ersten Blick, dass „Prince of Monster“ dunkler ist als die Shonen-Ai oder Shojo-Serien, die man gewohnt ist. Auch hier hat es also mehr mit dem Horrorgenre gemein, für das düstere Bilder typisch sind. Es gibt auch mehr als eine Szene mit zerfetzen Körperteilen und abgetrennten Köpfen. Im Kontrast dazu stehen die außergewöhnlich schönen Protagonisten. Obwohl die Geschichten sehr kurz sind haben sie alle eine gut durchdachte Handlung und erzählen wirklich eine Geschichte,, die natürlich von den dunklen Legenden des Horror Genres inspiriert sind.  Ein Happy End sucht man hier fast vergebens.
Für mich war „Prince of Monster“ eine willkommene Abwechslung zu den vielen kitschigen Love-stories, die man als Shonen-Ai Fan sonst meistens zu lesen bekommt. Ich finde es angenehm, dass auch mal etwas anderes auf den Markt gebracht wird und möchte die Experimentierfreudigkeit des Carlsen Verlags dafür loben.

 

 

  General Info

Japanischer Titel: Kaibutsu Ouji
Mangaka: Modoru Motoni
Sprache: deutsch
Verlag: Japan: Libre Publishing 1998
Deutschland:
Carlsen 2009
Bände:  1
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Shonen-Ai-Meter: (6)