Review: Neon Genesis Evangelion

Wie fühlt es sich an, dazu auserkoren zu sein, die Welt zu retten, in der es nichts gibt, was man wirklich für rettenswert hält? Das muss der 14-jährige Shinji Ikari am eigenen Leib erfahren.

Nach dem mysteriösen Einschlag eines Meteoriten in der Antarktis zur Zeit der Jahrtausendwende ist fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Neon Genesis Evangelion setzt 2015 ein. Die Überlebenden haben sich in unterirdische Städte zurückgezogen, große Teile der Erde sind von den schmelzenden Polkappen überflutet.

In kurzen Abständen wird die Erde von rätselhaften außerirdischen Überwesen angegriffen, die ‚Engel’ genannt werden. Die einzige Waffen, die es mit diesen Engeln aufnehmen können, sind die Evangelions, kurz Evas genannt, die die Organisation NERV, in der auch Shinjis Vater ist, baut. Shinji soll einen dieser riesigen Roboter steuern und so gegen die Engel kämpfen, wogegen er sich zunächst heftig wehrt. Erst der Anblick von Rei, ebenfalls eine kindliche Eva-Pilotin, die trotz gefährlicher Verletzungen wieder in den Eva steigt, um zu kämpfen, bringt ihn dazu, den Eva zu steuern.

Was NGE für mich zu etwas Besonderem macht, ist vor allem der ungewöhnliche Held der Geschichte. Shinji ist keineswegs stolz darauf, dass er zum Retter der Menschheit auserkoren ist und er erhält keine Befriedigung daraus. Das Einzige, wonach er sich sehnt, ist Zuneigung und ein lobendes oder freundliches Wort seines Vaters. Ständig wird er von Selbstzweifeln geplagt und er steht oft an der Schwelle zum Aufgeben. In Neon Genesis Evangelion stellt sich die Frage, ob man die Rettung der Menschheit über das Recht des Einzelnen stellen darf.

Aber nicht nur Shinji, sondern auch die anderen Charaktere, wie zum Beispiel die verschlossene, geheimnisvolle Rei, die aufbrausende Asuka, die ebenfalls Pilotin ist, Misato, die für NERV arbeitet und Shinji bei sich aufnimmt und ihr draufgängerischer Exfreund Ryoji Kaji sind eindrucksvoll charakterisiert. Die Darstellung der Personen steht also keinesfalls hinter der spannenden Geschichte zurück.

In Deutschland sind bislang erst acht Bände der nach dem Anime entstandenen Serie erschienen. Daher ist ein Charakter, der noch sehr interessant werden könnte (gerade für mich und andere Shonen-Ai fans), nämlich der rätselhaften Kaworu Nagisa, der Shinji gegenüber große Zuneigung empfindet, erst kurz aufgetaucht.

Im Laufe der Geschichte ergeben sich immer neue Rätsel und Verwicklungen und man weiß weder, wem man wirklich vertrauen kann, noch durchschaut man die Hintergründe der Ereignisse. Zumindest die Anime-Folgen entwickeln sich im weiteren Verkauf noch mehr ins mystische und ich bin gespannt, inwieweit das auch auf das Manga zutrifft, das der Anime-Vorlage sehr eng folgt. Geschrieben werden sie von Yoshiyuki Sadamoto, der auch für das Charakterdesign in den Animes verantwortlich ist. Der Manga umfasst bisher neun Bände und wird fortgesetzt. In Deutschland erschien er bei Carlsen Comics. außerdem erscheint jetzt auch Neon Genesis Evangelion: Iron Maiden in Deutschland, welcher die Geschichte aus weiblicher Sicht erzählt und große Unterschiede zum Originakl aufweist. Die Geschichte ist eine völlig andere, während die Charaktere dieselben bleiben.

 

 

  General Info

 

Japanischer Titel: Neon Genesis Evangelion
Mangaka: Yoshiyuki Sadamoto / Gainax
Sprache: deutsch
Verlag: Japan: Kodakawa Shoten Publishing 1997
Deutschland: Carlsen 1999
Bände: 11, wird fortgesetzt
Online bestellen: Amazon
Shonen-Ai-Meter: (3)
Medien: Anime-Serie, Artbooks: Der Mond, Photofile 01: Eve, Photofile 02: Adam