Review: Finder

I didn't want to hurt you but you're pretty when you cry
And the moon gives me permission and I enter through her eyes
She's losing her virginity and all her will to compromise

(Vast)

„Finder“ oder auch „Target in the Finder“, wie der Titel auf Englisch lautet, gehört wohl zu den am sehnsüchtigsten erwarteten Neuerscheinungen des deutschen Shonen-Ai Marktes. Ayano Yamane hatte in Fachkreisen schon sehr viele Fans, lange bevor ihr Werk „Crimson Spell“ als erstes ins Deutsche übersetzt wurde. „Finder“ gehörte zu den beliebtesten Scanlations, bevor der Manga in deutscher Sprache erschien und das natürlich nicht ohne Grund.

Ohne zu übertreiben kann man wohl sagen, dass Ayano Yamanes Arbeiten zu den hochwertigsten Zeichnungen der Shonen-Ai Szene gehören. Ihre große Klarheit und Präzision ist einzigartig und auch die Art, wie sie jedes Bild bis ins Detail ausarbeitet. Sowohl ihre farbigen, als auch ihre schwarz-weißen Zeichnungen sind von höchster Qualität. Und nicht nur das, sie nimmt auch im übertragenden Sinne kein Blatt vor den Mund wenn es um das Ausarbeiten von Yaoi-Szenen geht. In Finder schreckt sie auch vor Sado-Maso nicht zurück, weswegen der Band erst ab 18 erhältlich ist.

Nun aber zunächst zur story. Akihito Takaba ist ein junger aufstrebender Fotograf, der es sich in den Kopf gesetzt hat, spektakuläre Fotos zu schießen. Dabei schreckt er auch vor Gefahren nicht zurück, und so kommt es, dass er sich mit dem zwielichtigen Asami anlegt, einem hohen Tier in Japans Unterwelt. Mit diesem ist allerdings nicht zu spaßen. Akihito schießt einige kompromittierende Fotos von einem Politiker in einem von Asamis Clubs und dieser beschließt, ihn dafür zu bestrafen. Es gelingt ihm auch schnell, Akihito in seine Finger zu bekommen, allerdings unterschätzt er den Jungen, der sich mit einem wagemutigen Sprung über eine Hochhauskante retten kann.

Auch wenn der erfahrene Polizist Yamazaki, der Akihito regelmäßig Tipps und Hinweise gibt, ihn vor Asami warnt, ist Akihito fest entschlossen, dessen Spuren weiter zu verfolgen und eventuelle kriminelle Machenschaften aufzudecken. Ihm ist nichts zu gefährlich, auf seinem Weg, ein angesehener Fotograf zu werden.

Während Akihito jedoch seiner nächsten Spur nachgeht, fällt er natürlich Asami prompt in die Hände und dieser hat sich eine ganz besondere Strafe für ihn ausgedacht. Er fesselt Akihito und macht ihn mit Aphrodisiaka gefügig, um dann intensiv mit ihm zu schlafen. Er findet ganz offensichtlich Gefallen am Körper des unerfahrenen Jungen und lässt wirklich kein Sexspielchen aus. Akihito wehrt sich zwar mit aller Macht, kommt aber nicht dagegen an, dass sein Körper die sexuelle Aufmerksamkeit genießt. Asami gibt ihm sogar noch eine Weisheit mit auf den Weg: „Wenn du in dieser Welt überleben willst, dann musst du noch viel lernen. Du musst einen Sinn für die Wahrheit entwickeln. Sonst fällst du bald wieder in ein tiefes schwarzes Loch.“

Schon sehr bald wird Akihito die Wahrheit dieser Worte am eigenen Leib spüren. Sein angeblicher Freund und Helfer Yamazaki macht nämlich mit den Yakuza gemeinsame Sache, was Akihito zufällig herausfindet. Als Yamazaki ihn daraufhin erschießen will, stellt sich ausgerechnet Asami ihm in den Weg. Er versucht sogar, Akihito zu trösten, der schockiert und enttäuscht ist. Akihito weigert sich aber, einem Verbrecher wie Asami auch nur zuzuhören.

Dennoch führt das Schicksal sie kurz darauf wieder zueinander, als Akihito auf einem Empfang aushilft. Hier wird er Zeuge einer Messerstecherei und ein Gast steckt ihm eine Diskette zu, die für Asami bestimmt ist. Diese Diskette wiederum bringt Akihito in eine missliche Lage, als er Asamis Feinden in die Hände fällt. Ausgerechnet Asamis Erzfeind hält Akihito für Asamis Spielzeug und vergreift sich an ihm, um Asami zu verletzten. Zum Glück hat er mittlerweile in dem charismatischen Verbrecher einen Beschützer gefunden…

Der erste Teil der Finder-Geschichte nimmt allerdings in diesem Band nur etwa die Hälfte des Platzes ein. Auf den folgenden Seiten finden sich noch weitere kurze Geschichten der Autorin. In der ersten Geschichte „Love Lesson“ geht es um den Schüler Yusuke Sakurai, der ausgerechnet vor seinem ersten Tag auf der Mittelschule im Bus von einem älteren Mann sexuell belästigt wird. Ein älterer Schüler eilt ihm zur Hilfe und befreit ihn aus der misslichen Lage. Als Yusuke später auf dem Dach der Schule versucht wieder zur Ruhe zu kommen, taucht der Schüler, der sich ihm als Takao vorstellt wieder auf, um sich ihm ebenfalls sexuell zu nähern. Allerdings um einiges verführerischer…

Besonders gefreut habe ich mich über die Zusatzgeschichte „Zwei blinde Hühner finden … zueinander?“ Diese hat schon immer zu meinen liebsten Kurzgeschichte gehört. Hier geht es um die zwei gut aussehende Schüler Hiyama und Mizuno, die Rivalen in ihrem Fußballteam sind. Nach dem Training erzählt Hiyama Mizuno, dass er ihre beiden Väter, die beide in der Politik arbeiten gemeinsam gesehen haben. Angeblich haben sie sogar Händchen gehalten. Mizuno ist natürlich schockiert und die beiden beschließen, herauszufinden, ob ihre Väter tatsächlich ein Verhältnis haben. Zu diesem Zweck legen sie sich im Hotel, in dem Hiyama sie gesehen hat auf die Lauer und die beiden tauchen tatsächlich auf und flirten miteinander. Um den beiden besser hinterher spionieren zu können, versuchen Mizuno und Hiyama das Zimmer neben den beiden zu bekommen. Dort verlieren beide allerdings das Interesse an der möglichen Liebesbeziehung ihrer Väter. Dafür muss Mizuno feststellen, dass er sich sexuell zu Hiyama hingezogen fühlt.

In der dritten Kurzgeschichte „Risky Society“ geht es um eine Vereinigung, in der Menschen mit besonderen Fähigkeiten arbeiten, wenn sie nicht stattdessen als Versuchskaninchen enden wollen. Der jugendliche Schauspieler Todo wird von dem erfahreneren Rei unter seine Fittiche genommen und ist sehr dankbar dafür, da er Angst davor hat, in einem Labor zu enden. Zu ihnen gehört auch noch der Jungen Yuto, ein Kind, das Gedanken lesen kann. Ihre Aufträge sind selbstverständlich oft gefährlich und Todo muss außerdem ständig auf der Hut sein, da er seine Kräfte noch nicht wirklich unter Kontrolle hat. Ein Glück für ihn, dass Reis Gefühle mittlerweile über einen reinen Beschützerinstinkt hinausgehen.

Insgesamt kann ich die Anschaffung von „Finder“ eigentlich nur empfehlen, auch wenn sich die Hauptgeschichte erst in den folgenden Bänden wirklich entwickelt. „Finder“ ist auf jeden Fall ein Klassiker unter den Yaoi-Mangas und wahrscheinlich auch das freizügigste, das bisher in Deutschland erschienen ist. Das hat leider auch dazu geführt, dass die Serie in Deutschland indiziert wurde und einige Szenen mit unschönen Balken versehen wurden. Immerhin wird die Serie aber fortgesetzt. "Finder" bietet meiner Meinung nach mal eine willkommene Abwechslung zu den vielen Liebesromanzen mit Blümchensex, die bereits auf dem Amrkt sind. Wer nach Romantik und tiefschürfenden GEfühlen sucht ist hier eher falsch. In "Finder" geht es um einiges rauer zu, als wir es von den üblichen Shonen-Ai-Mangas gewohnt sind. “Finder“ erscheint bei Tokyopo und ist in fünf Bänden abgeschlossen.

 

 

  General Info

 

Japanischer Titel: Finder no Hyouteki
Mangaka: Ayano Yamane
Sprache: deutsch
Verlag: Japan: Libre Publishing Co.,Ltd. 2002
Deutschland: Tokyopop 2008
Bände:  5
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Shonen-Ai-Meter: (8)
Galerie Gallery Ayano Yamane
Medien: Finder Character Book in Deutschland ab 18.November 2009