Review: Death Note


Immer, wenn ich ein Review zu einem Manga schreibe, das mir sehr am Herzen liegt, fällt es mir besonders schwer. Dieses Review zu Death Note zu schreiben fällt mir extrem schwer, woran man bereits erkennen kann, dass mich dieses Werk ziemlich umgehauen hat. Tatsächlich würde ich Death Note ohne zu zögern zu meinen Top Ten Favoriten dazuzählen. Das Beste an Death Note ist ohne Zweifel die komplexe und intelligent erzählte Geschichte, die einem an manchen Stellen den Atem stocken lässt. Da fangen die Probleme aber auch schon an: Auf gar keinen Fall möchte ich zuviel verraten, um den Lesern dieses Reviews die Spannung nicht zu nehmen. Deswegen diesmal nur relativ knapp zur Geschichte:

 

Der hochintelligente Musterschüler Light Yagami (sein Vorname wird im japanischen wie das Äquivaltent zu Raito geschrieben) entdeckt eines Tages auf seinem Schulhof ein eher unscheinbares schwarzes Notizbuch, das die Aufschrift „Death Note“ hat. Neugierig hebt er es auf und nimmt es mit nach Hause und entdeckt dort, dass das Death Note eine Gebrauchsanweisung enthält. Diese ist auf Englisch geschrieben und sagt aus, dass jeder Mensch, dessen Name in das Death Note eingetragen wird, während der Schreiber sich dessen Gesicht vorstellt, innerhalb kürzester Zeit stirbt. Wird eine Ursache dazugeschrieben, stirbt der Mensch daran, wird keine angegeben, stirbt er an Herzversagen.

 

Zunächst hält Light das ganze für einen morbiden Scherz, aber da er von seinem Leben relativ gelangweilt ist, da die Schule ihn maßlos unterfordert, beschließt er, es auszuprobieren. Als die ersten Menschen, deren Namen er in das Death Note einträgt tatsächlich sterben, ist Light zunächst entsetzt und erschüttert darüber, dass er zum Mörder geworden ist. Dieser Zustand hält jedoch nicht lange an und bald beschließt er mit der Kühle eines Genies, der sich über alle anderen Menschen stellt, mit Hilfe des Death Note die Welt zu verbessern, indem er sie von Verbrechern befreit.

 

 Inzwischen wird es dem Todesgott Ryuk in der Welt der Todesgötter langweilig. Alles hier ist in Stagnation und man vertreibt sich die Zeit mit Kartenspiel und Herumhängen. Lustlosigkeit und Langeweile prägen diese Welt. Ryuk beschließt, in die Welt der Menschen zu gehen und das Death Note zu suchen, das er dort verloren hat. Ehemals schrieben die Todesgötter die Namen ihrer Opfer in die Death Notes, aber schon lange kümmert sich keiner mehr hingebungsvoll um diese Aufgabe.

Tatsächlich ist Ryuk sehr angetan vom neuen Besitzer des Death Note. Die Schärfe von Lights Verstand und dessen Skrupellosigkeit faszinieren ihn. Fortan existiert ein Band zwischen Light und Ryuk, bis Light stirbt, oder das Death Note an Ryuk zurückgibt. Niemand, der das Death Note nicht berührt hat, kann den dazugehörigen Todesgott sehen und so ist Ryuk für alle anderen Menschen unsichtbar. Ryuk, der furchteinflößend aussieht, sich aber eher wie ein lässiger teenager benimmt, weicht fortan nicht mehr von Lights Seite, fungiert jedoch als neutraler Beobachter, der keinerlei Partei ergreift.

 

Spannend wird die Geschichte, als der berühmte Detektiv L, von dem niemand Gesicht noch Namen kennt, beschließt, sich des Falles anzunehmen. Er fordert Light ganz offen heraus und verkündet, dass er diesen jagen wird, bis er ihn gefasst hat. Und tatsächlich ist er viel schneller auf Lights Fersen, als dieser jemals geglaubt hat. Wird es L tatsächlich gelingen das Unmögliche wahr zu machen und diesen Fall aufzuklären? Oder ist Light schneller und schafft es, seinen wahren Namen zu erfahren und ihn zu töten, bevor L ihm zu nahe kommt? Wer ist hier Jäger und wer ist Gejagter und welches der beiden Genies schafft es im Endeffekt, den anderen zu überlisten?

Es beginnt ein extrem spannendes Spiel aus Täuschungen und Intrigen, bei denen der Leser selbst oft genug über die wahren Beweggründe der Charaktere im Dunkeln gelassen wird. Death Note ist tatsächlich das spannendste Manga, das mir bisher in die Hände gefallen ist und eine ähnlich komplexe story kenne ich nur von Berserk und Banana Fish. Selten passiert es, dass ein Manga in Sachen Vielschichtigkeit mit einem Roman mithalten kann, aber bei Death Note ist das meiner Meinung nach der Fall. Die Möglichkeiten die die Visualisierung im Manga bietet, ist hier perfekt ausgenutzt, um Überraschungseffekte zu erzeugen, oder den Leser gar hinters Licht zu führen. Immer wieder gibt es neue Wendungen mit denen man nicht gerechnet hätte und die die Geschichte noch einmal herumreißen, wenn man schon dachte, dass jetzt alles einem Ende zusteuert.

Eine weitere Besonderheit ist, dass man in diesem Fall wirklich nicht weiß, auf welcher Seite man stehen soll. Der Protagonist Light ist in seiner Skrupellosigkeit alles andere als sympathisch, wenngleich faszinierend, und auch L ist alles andere als ein strahlender Held, sondern wirkt undurchschaubar und manchmal sogar Furcht einflößend. Interessant ist hier auch wieder, dass der glatte Musterschüler der Killer ist, während ein oft psychopathisch wirkendes Superhirn die Seite des Gesetzes vertritt. Man kann sich allerdings weder der Anziehungskraft von L, noch dem Charisma von Light entziehen. Das ist sicherlich auch der Grund, warum die beiden mittlerweile eines der beliebtesten Paare der Manga-Szene sind, die nicht in einem Shonen-Ai Manga vorkommen. Man weiß nicht ob es ihre Gegensätzlichkeit, oder ihre Ähnlichkeit ist, die zwischen ihnen magnetisch wirkt. Auf jeden Fall entwickeln beide eine Art Obsession mit dem jeweils anderen und ihre Beziehung ist in vielerlei Hinsicht äußerst interessant. Und das, obwohl oder gerade weil sie dem jeweils anderen den Tod, beziehungsweise schwere Strafe wünschen.

Da ich allerdings auch für sehr außergewöhnliche Paare immer zu haben bin, kann ich mich auch für Light/Ryuk begeistern. Ryuk ist sowieso einer meiner absoluten Lieblingscharaktere in dem Manga.

 

Geschaffen wurde Death Note von der Autorin/dem Auto Tsugumi Ohba (über ihre/seine Identität ist so gut wie nichts bekannt) und dem Zeichner Takeshi Obata (bekannt durch Hikaru no Go, das aber mit Death Note nicht zu vergleichen ist). Zu der fantastischen Geschichte kommen als ein weiteres großes Plus die absolut  brillianten Zeichnungen hinzu. Selten habe ich eine so große Perfektion und gleichzeitig solch einen fantasievollen Abwechslungsreichtum bei den verschiedenen Charakteren erlebt. Allein für die Gestaltung der Todesgötter, hätte Obata meiner Meinung nach einen Preis verdient. Tatsächlich das Mange zum Beispiel bei den American Anime Awards für den Preis des besten Mangas nominiert. Death Note hat also weltweit Erfolg.

Nebem dem Manga gibt es eine Anime-Serie und zwei Realfilme, von denen ich bisher leider nur Ausschnitte gesehen habe. Was ich aber bereits jetzt sagen kann, ist, dass die Besetzung der Hauptcharaktere absolut gelungen ist. Besonder beeindruckend finde ich Kenichi Matsuyama, der die Rolle des L absolut umwerfend spielt. Ich hätte niemals gedacht, dass ein Mensch diesen Mangacharakter so glaubwürdig verkörpern kann.

Außerdem gibt es noch einen soundtrack, ein Artbook und diverese Videospiele. Bisher ist nichts davon in Deutschland erhältlich. Death Note erscheint bei Tokyopop und ist mit 12 Bänden abgeschlossen.    

 

  General Info

 

Japanischer Titel: Desu noto
Autorin: Tsugumi Ohba
Zeichner: Takeshi Obata
Sprache: deutsch
Verlag: Japan: Shueisha 2003
Deutschland: Tokyopop 2006
Bände: 12 (+1 Band "How to read")
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Shonen-Ai-Meter: (2)
Medien: Anime-Serie, Realverfilmung, soundtrack, Videogames, Artbook, Bücher zur Serie "Another Note" und "La change the world"