Review: Close your last door

You went back to what you knew
So far removed
From all that we went through
And I tread a trouble track
My odds are stacked
I’ll go back to black

(Amy Winehouse)


“Close your last door” war seit längerer Zeit mal wieder ein Shonen-Ai Manga, der mich richtig überrascht hat closeund zwar aus dem Grund, weil er mich wirklich gefesselt hat und endlich mal wieder von der ganz typischen vorhersehbaren story abweicht. Und das obwohl die Geschichte zunächst relativ typisch beginnt.
Ausgerechnet auf der Hochzeit seines besten Freundes Saito, wird Nagai schmerzlich und sehr deutlich bewusst, dass er über all die Jahre mehr als Freundschaft für den etwas naiven und kindlich wirkenden Saito empfunden hat, für den er immer eine Schulter zum Anlehnen war und dem er regelmäßig aus der Patsche hilft. Kein Wunder also, dass er auf der Feier frustriert und unglücklich ist und sich nur mühsam zusammenreißen kann. Der einzige Ausweg aus seinem Gefühlsdilemma scheint der Alkohol zu sein. Als er dann auch noch von einem attraktiven Mann von der Seite angequatscht wird, der eine Art Loblied auf das Aussehen der Braut Remi singt, platzt ihm verständlicherweise der Kragen und er zeigt ihm gegenüber seine Abneigung gegen Remi, die allerdings tatsächlich bildhübsch und ein echter Männerschwarm ist.

Honda erzählt ihm im Gegenzug, dass er selbst ebenfalls eine Beziehung mit Remi hatte und es schwer ertragen kann, dass er so schnell ersetzt wurde. Das steigert allerdings Nagais Wut auf ihn, denn wenn Honda Remi hätte halten können, würde Saito jetzt schließlich nicht als ihr Ehemann dastehen. Als er gerade auf ihn losgehen will, wird er jedoch vom Alkohol niedergestreckt und Honda kümmert sich um ihn und bringt ihn auf ein Hotelzimmer.
Als Nagai aufwacht ist seine Stimmung noch immer auf dem Tiefpunkt und betrunken wie er ist, klagt er Honda sein Leid. Er erzählt ihm von seinen tiefen Gefühlen für Saito, die er selber nicht ganz versteht, da er eigentlich nicht schwul ist. Aber Saito ist der Mensch, der ihm auf der Welt schon immer am meisten bedeutet hat und für den er, obwohl er sonst eher egoistisch ist, alles tun würde. Er bittet Honda sogar darum, mit Remi durchzubrennen, damit er Saito wieder für sich haben kann. Honda ist von seiner Geschichte berührt und als er versucht, ihn zu trösten, kommt es schließlich zu einem Kuss zwischen den beiden Männern, wohl auch dadurch verursacht, dass sie beide gerade sehr emotional sind. Es sieht sogar fast so aus, als würde Honda gerne noch weiter gehen, aber Nagai weist ihn mit den Worten zurück, ob er auf diese Art wohl auch schon viele Frauen getröstet hätte.  
Für Nagai war das ganze eher ein unangenehmer Ausrutscher und er lässt am Morgen den schlafenden Honda im Hotelzimmer zurück, in Gedanken noch immer bei Saito.

Ausgerechnet dem begegnet er kurz darauf und sein süßer Freund ist vollkommen aufgelöst. Sein Braut ist nämlich tatsächlich noch am selben Abend verschwunden und es wird vermutet, dass ein anderer Mann dahintersteckt, wahrscheinlich sogar ihr Ex Honda. Sollte dieser tatsächlich Nagais Wunsch erfüllt haben? Er weiß nicht wirklich, was er davon halten soll und die Vorstellung, dass Honda mit Remi auf und davon ist, gefällt ihm auch nicht, obwohl er doch eigentlich nur auf Saito steht.
Obwohl ihm der Kuss mit Honda nicht aus dem Kopf geht, kümmert er sich rührend um Saito und versprich, immer für ihn da zu sein. Er genießt es, dass Saito ihn jetzt wieder braucht und sich bei ihm ausweint und seine Gefühle für ihn fahren erneut Achterbahn. Dann jedoch begegnet er auf der Straße Honda wieder, der schnell die Gerüchte aus dem Weg räumt, dass er mit Remi abgehauen ist. Diese ist stattdessen mit ihrem Chef geflüchtet, mit dem sie offenbar ebenfalls ein Verhältnis hatte.

Durch eine Verkettung von Umständen passiert es, dass Honda und Nagai sich zunächst gemeinsam um Saito kümmern und dann sogar von Nagais bildhübscher Ex-Freundin Ryoko gebeten werden, zu einem Blind Date mit mehreren Frauen zu kommen, so dass Nagai den anderen Mann zwangsweise näher kennen lernt. close2
Seine Gefühle überschlagen sich schließlich, als Saito, der immer noch um Remi trauert, ihn plötzlich ebenfalls von sich aus küsst. Es ist ein wundervolles Gefühl, aber seltsamerweise findet er sich kurz darauf ausgerechnet vor Hondas Tür wieder. Und wird noch mehr in Verwirrung gestürzt, als er im Flur Ryokos Schuhe entdeckt, als dieser ihm öffnet. Warum stört es ihn so sehr, dass Honda jetzt offenbar etwas mit seiner Ex angefangen hat? Und warum ist er erleichtert, als Honda ihm nachläuft und ihm versichert, dass zwischen ihm und Ryoko nichts läuft? Wieso lässt er es sogar erneut zum Kuss kommen, obwohl seine Gefühle doch eindeutig Saito gehören und sich da auch endlich ein Hoffnungsschimmer abzeichnet?

Nagai kann der seltsamen Anziehungskraft, die Honda auf ihn ausübt bald nicht mehr widerstehen und obwohl er sich noch immer sicher ist, nicht schwul zu sein, beginnt er ein lustvolles Verhältnis mit ihm. Allerdings braucht er jedes Mal Alkohol als Vorwand, um sich Honda hinzugeben und auch dieser kommt nicht wirklich damit klar, dass er es so sehr genießt mit Nagai zu schlafen, obwohl dieser ein Mann ist.
Auch Ryoko möchte Nagai gerne zurückgewinnen. Warum fällt es Nagai so leicht, sie abzuweisen, während er bei Honda jedes Mal schwach wird? Er versteht sich selbst nicht mehr. Das einzige. Was er zu wissen glaubt ist, dass Saito seine wahre Liebe ist.

Der Zeichenstil von „Close your last door“ hat mich zunächst überhaupt nicht angesprochen, so dass ich schon überlegt habe, den Manga wieder zur Seite zu legen. Doch seltsamerweise geht es mir oft so, dass die Stile, an die ich mich zunächst gewöhnen muss, mir im Endeffekt besonders gut gefallen. Vielleicht liegt es aber auch an der story, die an keiner Stelle langweilig oder klischeehaft wirkt. Zum ersten Mal habe ich hier wirklich wieder das Gefühl, dass die Problematik, die es nun mal mit sich bringt, wenn man bemerkt, dass man sich zum selben Geschlecht hingezogen wird, sensibel behandelt wird. Nagai und Honda können nicht wirklich zugeben, dass sie vielleicht Gefühle füreinander haben, fallen aber lustvoll übereinander her. Die Art wie sich die Beziehung der beiden entwickelt, finde ich glaubwürdig beschrieben und die Sexszenen sind äußerst erotisch, gerade weil sie nicht dem Ideal entsprechen und beide sich über ihre Gefühle vollkommen unklar sind. Ich bin sehr froh, dass es noch weitere Bände gibt und die Autorin weiterhin Zeit hat, ihre Charaktere und deren Verwirrungen so glaubwürdig zu entwickeln. Auch wenn der Zeichenstil also vielleicht auf den ersten Blick nicht für alle besonders ansprechend wirkt, kann ich „Close your last door“ nur wärmstens empfehlen.

 

  General Info

 

Japanischer Titel: Saigo no door wo shmeroi
Mangaka: Yugi Yamada
Sprache: deutsch
Verlag: Japan: Libre Publishing 2001
Deutschland: Ema 2009
Bände: 2
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Shonen-Ai-Meter: (7)